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ARTICOLO SULLA CONTINUITÀ DELLA CHIESA/1

Enrico Maria Radaelli *

Der Text erschien in Deutsch in „Theologisches”,
Januar-Februar 2012, n. 1;
in italiano su «Fides Catholica», dicembre 2011, Nr.2, pp. 229-44;
en français dans «Catholica», Jahrgang 2011, Nr. 6;

DER ÜBERNATÜRLICHE WEG,
UM WIEDER FRIEDEN ZWISCHEN DER ZEIT VOR UND NACH
DEM II. VATIKANUM ZU BRINGEN.

I TEIL, Seite 1, von der Nr. 0 bis zur Nr. 4;
(Der II TEIL, von der Nr. 5 bis zur Nr. 10, ist auf der Seite 2).

Der Text ist dem Aufsatz „La Bellezza che ci salva” beigelegt.

Um das Buch zu bestellen, wenden Sie sich bitte an den Verfasser durch

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copertina de: LA BELLE CHE CI SALVA.

Der Buchdeckel

0. PROEM.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaWelche war die erste unter den vielen theologischen Auseinandersetzugen, die lange Jahre hindurch die Kirche belasteten und dann endgültig nach einer glänzenden dogmatischen Erklärung verschwanden?
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Hundert Jahre währte der arianische Streit über die Frage « omooùsios oder nicht omooùsios? »; und Jahrzehnte dauerte derjenige über «Mutter Gottes oder nicht Mutter Gottes?». Der berühmteste, über « befleckt oder unbefleckt? », wurde von Pius IX. im Jahre 1854 nach sechs vollen Jahrhunderten von Diskussionen abgeschlossen.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Der Streit über « Gnade oder Willensfreiheit? » brachte angesehene Theologen von Jesuiten und Dominikanern ins Diskussionsfeld; Paul V. unterbrach ihn entnervt und liess lediglich einen kleinen Raum offen, in dem die heftige heimliche Auseinandersetzung immer noch brodelt.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Um sogar die verdrießlichste Frage abzuschließen, würde es genügen, sich einfach an die alethische Logik zu halten, von der sich unter bestimmten Voraussetzungen nur wahrheitsgemäße Folgerungen ableiten lassen; um dann aufgrund des Nichtwiderspruchsprinzips die Nichtberufbarkeit auf das Kriterium des „ja aber“ anzuerkennen, denn auch noch so gekünstelte „Unterschiede“ erschöpfen sich im Engpass sowohl des Seins (eine Sache ist diese und nicht eine andere), als auch der aletischen Logik (die schließlich keine Erwiderung mehr zulässt). Mit Recht behauptete Papst Gregor der Große, dass der Großteil der Fehler und Häresien nicht auf der Vernunft gründet, « frigido pacatoque animo » (mit einem von Leidenschaften freien Gemüt), sondern auf dem verhängnisvollsten und törichtesten der rachesüchtigen Feinde der Vernunft, der Ruhmsucht.

1. II. VATIKANISCHES KONZIL:
PASTORALES ODER DOGMATISCHES KONZIL?

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaMit Bezug auf das II. Vatikanum, dessen fünfzigsten Jahrestag der Eröffnung wir im Jahre 2012 und den des Abschlusses im Jahre 2015 feiern werden, ist der seit fünfzig Jahren und auch heute noch überall um sich greifende theologische Streit: « fehlbar oder unfehlbar? », was für: « pastoral oder dogmatisch? » steht. Seit fünfzig Jahren – gibt es vielleicht jemanden, der es nicht bemerkt hat? – diskutiert man in der Kirche über nichts anderes, gleichgültig, worüber geredet wird. Hier und nur hier befindet sich der Angelpunkt, der jeder Diskussion Wert gibt oder nicht über jegliche der Lehren, die die Kirche heute mehr denn je zuvor quälen (einige sagen: zerstören, andere: renovieren).
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Der Drehpunkt, anhand dessen man viele neue Lehren in die Kirche einzuführen versucht, besteht in der Formel, die die Qualität des Konzilslehramts bestimmt: « pastoral oder dogmatisch? ».

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Der heutige theologische Refrain stellt sich wieder auch als « Kontinuität oder Diskontinuität? » dar, ein deutliches Echo der Analyse von Benedikt XVI. in seiner Rede an die römische Kurie vom 22. Dezember 2005: « Reform in der Kontinuität oder Reform in der Diskontinuität », das heißt im Bruch? „Kontinuität“ bedeutet hier vollkommene, wenn auch nicht bewegungslose Beibehaltung der apostolischen Tradition und ihres Subjekts, der Kirche; „Diskontinuität“ bedeutet hingegen jedes wesentliche Abweichen, wäre es auch noch so gering, von der Kontinuität.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Jedoch, wie man aus der Geschichte sehen kann, müssen wir Gott sogar für die theologischen Diskussionen danken, die Er uns zulässt: sie sind, wenn auch nicht das einzige, doch sicherlich ein ausgezeichnetes Mittel, um dem Lehramt und der Theologie zu ermöglichen, die große « Rede über Gott », das heißt eine immer deutlichere und vertieftere Kenntnis der göttlichen Offenbarung in all ihren Termini genau zu bestimmen.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Damit meinen wir zum Beispiel die unzweifelhaft sichere Erkenntnis, die man vom Geheimnis der Dreifaltigkeit, der Menschwerdung und Erlösung, des Wortes Gottes, des Zusammenhangs zwischen Christus, Maria und der Kirche, und somit des neuen Bundes und der Dogmen erlangte, wo die Kirche die Inhalte genau definierte und dramatische Risse in ihrem Inneren vermied.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Es ist bemerkenswert, dass die Fragen, die die Kirche in ihrem zweitausendjährigen Wirken quälten, wesentlich eine entscheidende Lehre, einen besonderen, aber erheblichen Aspekt der Heilsökonomie, einen spezifischen Glaubensartikel betrafen, der, gut verstanden und formuliert, die Ehre Gottes und seine Güte zu uns noch mehr geklärt hätte, während umgekehrt das ganze göttliche Gebäude der christlich–katholischen Lehre wegen der einheitlichen Analogie der einzelnen Dogmen zerstört worden wäre.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Die Polemik, die sich seit fünfzig Jahren hinzieht, betrifft nicht eine einfache Formfrage, sondern die Alternative zwischen seelsorgerischer Tätigkeit und Dogmatismus, die bei der feierlichen Sessionseröffnung des Konzils formuliert wurde.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Allerdings hat auch die Polemik einen außerordentlichen Wert, vor allem wenn sie an die Regeln erinnert, die die Formulierung der geoffenbarten Wahrheit lenken. Es sei auch die gegenwärtige Polemik gesegnet, wenn sie in der Strenge der alethischen Logik geschieht. Wäre sie aber ein Mittel, um aus der Kirche Blut zu saugen und ihre Lebenskraft zu vernichten, so werfe man sie schnell vollständig ins Feuer.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Die Theologie kann sich keineswegs der Wichtigkeit und Unausweichlichkeit der kritischen Methodologie entziehen, um vielleicht den Moden des Augenblicks zu folgen. In einigen von meinen Arbeiten, in den von Lindau herausgegebenen Postfazioni (Nachworte) der Werke Amerios und nun, in vermehrter Tiefe, in La Bellezza che ci salva (Die Schönheit die uns rettet, Vorwort von Antonio Livi, pro manuscripto, Hoepli-Coletti, 2011), beweise ich, wie weit von der obengenannten Methodologie das Kriterium einer seelsorgerischen Tätigkeit entfernt ist, die den Relativismus der theoretischen Behauptungen selbst verursacht.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaDie Worte, die die formelle von uns gesuchte Entscheidung bedeuten, und die von Papst Johannes XXIII. in der feierlichen Eröffnungsrede der Konzilssitzung gesagt wurden, lassen keinen Zweifel: « Die Form der Darlegung [des II. ökumenischen Vatikanischen Konzils] ist vorwiegend pastoraler Natur » (Gaudet Mater Ecclesia, 6.5). « Vorwiegend », lesen wir, da auch der Schöpfer des Konzils vorsieht, dass sich seine Dokumente auf die dogmatischen Wahrheiten berufen können, die schon im Schatz der Kirche vorhanden sind. Deswegen wäre es angebracht gewesen, die Natur „mere pastoralis“ des Konzils klarzustellen, ohne dabei von vornherein den dogmatischen Bezug des Konzils zu versperren.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Formell scheint alles hier klar: nämlich hier, das heißt einzig in der vorausgehenden Aussage des Papstes, bekommt das Konzil seine Form. Jede andere Form, die man ihm danach zuschreiben sollte, hätte keine Daseinsberechtigung, da ein Wesen seine Form im Stadium der Planung von demjenigen bekommt, der es schafft und festlegt, indem er die völlige Kontrolle „per se vel per alios“ in der Ausführungsphase aufrechterhält.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica In jedem Fall wurden jene Worte, Wort für Wort, von Paul VI., der inzwischen an die Stelle von Johannes XXIII. getreten war, in seiner Eröffnungsrede der zweiten Sitzung wieder aufgenommen, § 2.4, und noch besser in § 4.4: « Es scheint uns nun die Zeit gekommen zu sein, wo die Wahrheit über die Kirche Christi näher zu untersuchen, wieder zu ordnen und auszudrücken ist, vielleicht nicht mit jenen feierlichen Erklärungen, die man dogmatische Entscheidungen nennt, sondern indem man dagegen Erklärungen benutzt, wo mit einem klareren und gewichtigeren Lehramt die Kirche das verkündet, was sie über sich selbst denkt »; dieser Begriff wurde vom Papst auch beim Abschluss der vierten und letzten Konzilssitzung wiederaufgenommen und noch einmal bestätigt, als ob dies nötig gewesen wäre: « Das Lehramt der Kirche hat, ohne sich mit dogmatischen Aussprüchen äußern zu wollen […], die leichte und freundschaftliche Stimme der pastoralen Liebe angenommen ». Die Bestätigungen der pastoralen Natur sind daher mehr als zahlreich und sicher; vielen wird es jedoch unverständlich bleiben, wie ein pastorales Lehramt « deutlicher und angesehener » sein soll als eine dogmatische Äußerung.

2. DIE ZWEI ENTGEGENGESETZTEN GRÜNDE, WESHALB FÜR DIE
« TRADITIONISTEN » UND DIE NEUERER DIE « PASTORALE NATUR »
DES KONZILS PROVIDENTIELL IST.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaAlso stimmen alle Theologen und das Lehramt selbst in der Erkenntnis überein, wie sich Brunero Gherardini recht in seinem Concilio Ecumenico Vaticano II. Un discorso da fare, S. 90 äußert, dass man von einem « Konzil » spricht, « das, von seiner Einberufung an […], formell vom eigenen Horizont den Entscheidungszweck ausschloss ».
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaWenn aber alle mit der « pastoralen Natur » des Konzils übereinstimmen, wozu dann der Streit? Wo liegt das Problem?
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Das Problem liegt gerade hier. Hier befinden sich die Hoffnungen der « Traditionisten » – ich benutze hier absichtlich einen Neologismus, das heißt ein Wort , das im italienischen Wörterbuch nicht vorhanden ist, das aber mit Genauigkeit einen wesentlichen Begriff bezeichnet, Traditionismus, von Tradition, anstelle des klassischen Traditionalismus, von traditionell, da es zwischen den zwei Begriffen (siehe La Bellezza che ci salva, S. 289, Anmerkung 31), « einen Unterschied gibt, der, von der Etymologie her, sogar oppositiv ist »: der eine bezeichnet Leben, Kontinuität, Zukunft; der andere Unbeweglichkeit, Anhänglichkeit an den status quo, unbestimmtes Todesgefühl; daher sollten wir Menschen, die der Tradition treu sind, und die verächtlich ‚Traditionalisten’ genannt werden, stattdessen ‚Traditionisten’ genannt werden, Träger des von der Vergangenheit herkommenden Lebens, um mit Kühnheit in die Zukunft fortzuschreiten; und hier finden wir noch als zweites die grundlosen Täuschungen der Neomodernisten oder Neuerer, so wie wir von nun an diejenigen nennen werden, die Neuigkeiten schaffen (seien sie in gutem oder schlechtem Glauben).

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Hier erkläre ich, warum diese formelle Anerkennung einer streng pastoralen Natur es den zwei entgegengesetzten theologischen Positionen erlaubt, sich den nötigen Rückhalt zu gewährleisten (einen reellen Rückhalt für die ersten, für die zweiten dagegen eine Scheindeckung) um zwei gegensätzliche Handlungen durchzuführen:
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica 1) den Traditionisten garantiert die « pastorale Natur » das Fehlen von dogmatischen Neuerungen im Konzilslehramt, die nicht aus der Tradition der Kirche herkommen und die daher im Stande wären, in der Kirche zumindest einen geringen formellen Bruch durchzuführen;
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica 2) den Neuerern, die heute wieder die schon von Pius XII. mit der in Humani Generis verurteilten Nouvelle Théologie vorschlagen, öffnet die « pastorale Natur » durch falsche Angaben eine Lücke, um dadurch Neuerungen in die Kirche einzuschleusen, die mit dem dogmatischen Rahmen des christlich–katholischen Glaubens nicht zusammenpassen, weil sie vom heutigen Immanentismus abstammen; es handelt sich um unechte und entheiligende Neuerungen, die sie begehren, indem sie ihre schlechte Natur verbergen, ohne sie durch das einzige dogmatische Sieb zu sieben, das sie unmissverständlich als das bescheinigen würde, was sie sind: Töchter des heutigen Weltnaturalismus.

3. DIE FRAGE DER THEORETISCHEN NEUERUNGEN.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaDie « pastorale Natur » ist daher beiden Seiten nützlich, wenn auch aus entgegengesetzten Gründen: der einen, um von Anfang an in den von der anderen Seite verbreiteten Neuerungen das tödliche Gift zu verdecken, das sie enthalten, und die das Übernatürliche zerstören; der anderen, um es zu verschleiern und um sich dessen ohne Zensuren bedienen zu können. Um welche Neuerungen handelt es sich?
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaEs ist bemerkenswert, dass, soweit man das Konzil an seinem Anfang verstehen konnte, niemand Neuerungen erwartete und niemand irgendeine Neuerung verkündete: Papst Johannes XXIII. hatte klar formuliert, dass das Konzil ausschließlich die Kirche der Welt annähern sollte.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Aber gerade hier, in einer solchen « Öffnung gegenüber der Welt », liegt implizi der Grund des endlosen Palavers über « fehlbar-unfehlbar », « pastoral-dogmatisch », « Kontinuität-Bruch » usw. Die Verteidiger der Nouvelle Théologie, die verschiedenen Chenu, De Lubac, Congar, Rahner und andere, machten als modernistische Neuerer kein Geheimnis aus ihren Vorhaben, deren Ausführung sie ganzen Bistümern anvertrauten, ohne dass der schon von sich aus für jene Klänge empfängliche Papst sich dagegengestellt hätte. Es brauchte nur zwei Tage nach seiner Eröffnung, um im Konzil einen beharrlichen und entschiedenen verschwörerischen Plan ausführen zu lassen: am 13. Oktober 1962 erzielte Kardinal Liénart mit einem Handstreich den Bruch der Konzilslegalität und warf dabei zwei Jahre Vorbereitungsarbeit weg, an der allerdings der Papst selbst Freude gehabt hatte.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica So treten ins Konzil die Neuerungen ein, auf die sich Papst Paul VI. in der Audienz vom 12. Januar '66, oder in jener vom 2. Juli '69 beruft: « Das Wort „Neuerung“ ist uns als ein Befehl, als ein Programm gegeben worden ».

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Grundbehauptung der Neuerer ist, dass jegliche dieser Neuerungen in Kontinuität mit der entsprechenden vorherigen Lehre stehe. Die Traditionisten hingegen machen darauf aufmerksam, dass die Behauptung zwar aufgestellt, aber nie bewiesen wird.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Die erste und ganz unerwartete Eigenschaft des heutigen Streites ist, dass nicht nur Kardinäle, Bischöfe und Theologen, sondern auch, wenn auch nicht in erster Linie, die Päpste Erneuerungskämpfer sind. Es handelt sich um eine merkwürdige Besonderheit, die in das stärkste Element des Problems einführt und es dramatisiert; aber wenn wir zeigen werden, wie alles das geschieht, wird man sehen , dass es ein Scheinproblem ist.

4. DIE DREI GRADE DES LEHRAMTS:
DIE ZWEI DOGMATISCHEN UND DER „PASTORALE“.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Beginnen wir bei der Frage, die das allgemeine Einverständnis einholt: alle stimmen in der Bejahung der Unfehlbarkeit der Lehren überein, die vom Lehramt der Kirche schon entschieden wurden und die sich in den Konzilstexten befinden, vor allem (aber nicht nur) in den sogenannten « dogmatischen » Konstitutionen (allerdings diejenige der Schule von Bologna ausgenommen, wegen des historistischen inneren Vorbehaltes, der sie seit jeher kennzeichnet). Das Einverständnis hört auf in Bezug auf die Unfehlbarkeit dessen, was die Neuerer als theoretische Entwicklungen der obengenannten Entscheidungen dargestellt haben, die die Traditionisten dagegen als absolute Neuigkeiten bezeichnen, weil sie mit denselben Entscheidungen nicht vollständig übereinstimmen.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Die Verteidiger der Kontinuität bejahen diese Frage, denn anderenfalls würde sich die Kontinuität in Luft auslösen. Die Frage ist daher: kann die lehramtliche Entwicklung einer Glaubensfrage eine falsche Entwicklung haben?
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Ja, die Entwicklung einer an sich wahren Lehre kann falsch werden, weil die Tragweite der Voraussetzung subjektiv verfälscht werden kann. Im Fall eines Konzils sind wahre, ja unfehlbare Voraussetzungen von vorherigen Entscheidungen vorausgesetzt; daraus könnte sich aber nicht unbedingt eine ebenso wahre Schlussfolgerung ergeben, sei es aus dem obengenannten Grund, sei es weil das Konzil es von Anfang an vorgezogen hätte, sich außerhalb des von Christus verheißenen Beistandes des Heiligen Geistes zu stellen.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Bei einer solchen Auslegungsfrage ist das richtige Kriterium, das logische Korollar einer wahren Lehre zuerst in Anbetracht der obengenannten alethischen Logik auszulegen und zu beweisen dass es weder ein logisches noch ein alethisches Korollar ist, und dann in Anbetracht der Tradition auszulegen, und zu beweisen, dass es auch nicht auf der Linie der Tradition liegt.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Dies geschah im Laufe des letzten Konzils, das formell mindestens dreimal als pastoral erklärt wurde, wie wir schon gesehen haben: bei der Eröffnung, und das fällt ins Gewicht, sodann bei der zweiten Sessionseröffnung und schließlich beim Abschluss; sodass man in dieser Versammlung aus wahren Voraussetzungen manchmal selbst auf wenigstens fragwürdige Schlussfolgerungen schließen konnte (auf Schlussfolgerungen, die, kanonisch gesagt, in den 3. Grad der lehramtlichen Verbindlichkeit eingeordnet werden, das heißt in den Grad, der moralische, pastorale oder rechtliche Gegenstände betrifft und daher nur eine « religiöse Ehrerbietung » verlangt), wenn nicht « auf sogar falsche Schlussfolgerungen », wie selbst die Neuerer einsehen, indem sie sich widersprechen (vgl. Religious Freedom. Was the Church Also Right When It Condemned It?, Post Scriptum 2a), « und jedenfalls auf nicht unfehlbare Schlussfolgerungen » (ders.), und die daher « auch geändert werden können » (ders.). Deswegen sind diese Schlussfolgerungen nicht formell bindend, als ob sie dogmatisch wären, sondern „nur“ moralisch, hinsichtlich des Ansehens des hohen Lehrstuhls, der sie verkündigt.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaAndererseits, wenn den verschiedenen lehramtlichen Qualifikationen nicht verschiedene Grade der Zustimmung vonseiten des Gläubigen entsprechen, dann versteht man nicht den Grund für die Verschiedenheit der Verbindlichkeit der lehramtlichen Erklärungen. Die verschiedenen Lehramtsgrade hängen von den Graden ihrer Nähe zur göttlichen Offenbarung ab. Es ist daher selbstverständlich, dass man den direkt von Gott geoffenbarten Lehren eine total verpflichtende Ehrerbietung schuldig ist (1. Grad) und dass den mit diesen zusammenhängenden und vom kirchlichen Lehramt als solchen bestimmten Lehren eine identische Ehrerbietung schuldet (2. Grad); die Lehren, die unzweifelhaft mit der Quelle der Offenbarung zusammenhängen und jedoch keine kirchliche Entscheidung bekommen haben, gehören weder zum 1. noch zum 2. Grad, aber sie sind der inneren und äußeren Ehrerbietung würdig, die der Ausdruck des Grundsatzes Vinzenz von Lérins ist, wie er vom I. Vatikanum empfangen wurde („quod semper, quod ubique, quod ab omnibus creditum est.“). Die drei Grade gewährleisten den Gläubigen die Echtheit der Lehre der Kirche. Der Garant in all diesen Graden ist das dogmatische munus der Kirche (Mt 16, 16-19; 18, 18), der, unter den obengenannten Bedingungen, der unfehlbare Beistand des Heiligen Geistes versichert wurde. Deswegen schafft jenes munus in den Gläubigen das Band der obœdientia fidei, und es verlangt vonseiten der Kirche denselben Gehorsam gegenüber den Bedingungen, die sie unfehlbar machen.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Eine Prüfung, um in einer Lehre die Gewissheit zu erkennen, die ihr von der Nähe zur Offenbarung gegeben wird, zeigt der Vergleich mit dem dogmatischen Feuer, wo das, was kein Gold ist, schmilzt, aber das göttliche Gold seinen ganzen Glanz offenbart.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Die Lehren der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme Mariens in den Himmel, die heute Dogmen sind, das heißt, die heute im 1. Grad verpflichtende Glaubensartikel sind, empfingen als solche das unfehlbare kirchliche Charisma und verlangen die obenerwähnte obœdientia fidei: sie gehörten aber beziehungsweise bis 1854 und 1950 dem 2. Grad an. 1854 und 1950 brachte das Feuer des Dogmas an die Lehren der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme Mariens in den Himmel die sphraghìs, das Siegel der göttlichen – zumindest indirekten oder impliziten – Offenbarung an, indem sie sie ab initio und per sese als sicherste Wahrheiten erklärte, weil sie auf einer festen geoffenbarten Grundlage ruhen. Das dogmatische munus entzog sie dem Bereich des Diskutierbaren, indem es sie mit dem herrlichen Gewand doctrinæ fidei umhüllte.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Solch eine Anerkennung leiteten die Päpste von ihrer authentischen Lektüre und unfehlbaren Auslegung der göttlichen Offenbarung ab; sie handelten also nicht durch eine Umformung des Gegenstandes, so wie die Kunstkritiker, wenn sie ein Werk von jedem Gesichtspunkt aus beobachten, der nützlich sei, um es zu bestätigen oder für falsch zu erklären, – Herkunftsurkunden, Eigentumsübertragungen und Ortswechsel, Pigmentierungsproben, Übermalungsproben, Änderungen, Röntgen und Untersuchungen durch Infrarotbestrahlung – und in ihm, wie die Päpste in einer Lehre, seine unbestreitbarste und deutlichste Authentizität erkennen.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Dies geschah für die zwei vorgenannten Lehren: indem man sie anerkannte, wurde ihre göttliche Herkunft erklärt. Ob nun irgendeine von den neuesten Lehren, angefangen von dem, was man als Offenbarungslehre, Irenismus, Anwesenheit desselben Gottes in den „drei großen monotheistischen Religionen“ und anderes versteht, von derselben höchsten Hand und nicht von einer unechten und schmutzigen Hand stammt, wird man dies friedlich anhand des sichersten und herrlichsten Mittels erkunden: das munus, das oben genannte dogmatische Sieb.

Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Wie man auch anhand dieses Beispiels sehen kann, ist die Charakteristik eines „neuen“ Dogmas seine Kontinuität mit der geoffenbarten und schon dogmatisierten Lehre. Auch nach dem II. Vatikanum gibt es kein « neues dogmatisches Feld », wie die Neuerer sich ausdrücken, um in ihm die Neuerungen des Konzils und des Nachkonzils einzuschließen, selbst wenn das II. Vatikanum ein einfaches, wenn auch außerordentliches und feierliches – die Feierlichkeit aller ökumenischen Konzilien, wie Gherardini hervorhebt – « Pastoralfeld » ist: keines seiner Dokumente besitzt nämlich die Eigenschaften des dogmatischen Durchsetzungsvermögens, welche die Neuerer ihm zuerkennen möchten, um davon den Gehorsam der Gläubigen abzuleiten, auch wenn sie von Anfang an die ersten waren, die das Konzil nicht dazu verpflichteten, um selbst von der Pflicht der obœdientia fidei nicht gebunden zu sein. Keines jener Dokumente kann ein höheres Ansehen vorweisen, als jenes, das ihnen die Konzilsväter zugeteilt hatten und das von einer Versammlung stammte, die nur pastoral orientiert war, und die ausdrücklich und auf einer betonten Weise der dogmatischen Methode sich entgegensetzte und nur darauf bedacht war, der Welt einige Anweisungen « pastoraler Natur » zu geben.
Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolica Auf die Frage, ob auch die Lehren, die die Neuerer als theoretische Entwicklungen von vorhergehenden dogmatischen Entscheidungen sehen und die Traditionisten dagegen als nicht daraus hervorgehend betrachten, unfehlbar sind, gibt nun die alethische Logik eine negative Antwort. (Geh zur Seite 2).

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Aurea Domus - Metafisica e teologia cattolicaDer folgende Text, der den amerischen hermeneutischen Schlüssel bildet, um die Tiefe des metaphysischen Zusammenhangs zwischen den zwei Transzendentalen Schönheit und Wahrheit völlig zu verstehen, wird mit der gegenwärtigen Schrift dem Buch La Bellezza che ci salva, (Die Schönheit die uns rettet) beigelegt, dessen er fast die Seele bildet.

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(Pagina protetta dai diritti editoriali).

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